Letzte Worte
von konecny
Manchmal ruft mich sogar der WDR an: „Jaromir!“, sagte die Stimme am Telefon. „Möchtest du bei unserem Poetry Slam auftreten? Thematisch geht’s um letzte Worte!“
„Die bring ich ständig!“, sagte ich, um Wissen vorzutäuschen, auch wenn ein normaler Deutscher bei einem Tschechen wie mir gar nicht so viel Wissen erwartet.
Erst Wikipedia klärte mich auf. Unter den letzten Worten versteht man das, was ein Mensch im Angesicht des Todes der Nachwelt als Quintessenz seines Lebens hinterlässt. Humphrey Bogart zum Beispiel sagte, bevor er starb: „Ich hätte nicht von Scotch zu Martinis wechseln sollen.“ Oder der irische Dramatiker Brendan Behan. Der sagte vor seinem Tod zu der Nonne, die ihn pflegte: „Gott segne Sie, Schwester. Mögen alle Ihre Söhne Bischöfe werden.“
(Weiterlesen …)
Eine Frau mit Buch
von konecnyEine Frau mit Buch macht mich an. Wenn ich eine Frau mit Buch sehe, muss ich am Abend kein Bier trinken. Nach einer Frau mit Buch brauche ich keine anderen Drogen. Wegen einer Frau mit Buch streune ich wie ein Wahnsinniger durch Buchhandlungen, Buchmessen und Bibliotheken. Das Schlimmste für mich wäre wohl, wenn Männer wieder zu lesen anfangen und Frauen aus den Buchhandlungen verschwinden würden. Aus der U-Bahn ist eine Frau mit Buch bereits verschwunden. Leider nimmt dich eine Frau mit Buch gar nicht wahr – sie hat an ihrem Buch ja Ersatzbefriedigung genug. Damit mich eine Frau mit Buch wahrnimmt, bin ich Schriftsteller geworden. 20 Jahre lang hab ich mit diesem Scheißschreiben verbracht, bis mir klar wurde, dass für eine Frau mit Buch nur ein berühmter Schriftsteller von Interesse ist. Eine Frau mit Buch liest ja keine Bücher unbekannter Autoren, wie du einer bist. Eine Frau mit Buch nimmt nur das große Ding von Philip Roth oder John Irving oder Günter Grass in die Hand, und nicht dein Mickriges, an dem kein Bestsellerorden hängt, du Versager, du!..
(Weiterlesen …)